TKV Südostbayern Rosenheim
"Matinee im Künstlerhof" Rosenheim am 31. Januar 2016
In vielen Farben funkelnd
Konzert des "Turmalin-Quartetts" im Rosenheimer Künstlerhof
VON RAINER W. JANKA
Ein Turmalin ist ein Edelstein, der in vielen Farben funkeln kann. In vielen Farben leuchtend und zusätzlich sehr kontrastreich war das Programm des "Turmalin-Quartetts" bei der Sonntags-Matinee im vollen Hans-Fischer-Saal des Rosenheimer Künstlerhofes. Düstere Moll-Tragik wechselte sich ab mit Volkstänzen, Weltschmerz-Pathos mit lasziven Tango-Klängen. Doch dabei konnte das Turmalin-Quartett mit seiner Stilsicherheit und seinem funkelnden Spiel glänzen. Das Quartett besteht aus Marija Hackl (Violine), Angela Büsel (Viola), Birgit Saßmannshaus (Cello) und Yume Hanusch (Klavier), alle wohnen in der Rosenheimer Region und musizieren seit 2013 als Quartett zusammen.
Künstler Energisch beginnen sie das Klavierquartett in g-Moll KV 478 von Mozart und treffen dann genau das mozarttypische singende Allegro. Im Andante schärfen sie ihren erdigen Klang hin zu einer schönen klanglichen Ausgewogenheit: Das Klavier variiert seine Klangfülle mit zärtlich-schmiegsamem und blühendem Ton, das Cello grundiert sanft oder führt deutlich die Basslinie an. Die graziöse Rondo-Ausgelassenheit leitet gut über zum nächsten Programm-Punkt, den "Rumänischen Volkstänzen" von Béla Bartók.
Diese riechen förmlich nach Dorfschenken, sind derb-fröhlich und rhythmusbetont. Das Turmalin-Quartett hat die sechs Tanzweisen selbst für seine Formation arrangiert, als "Orchestrierung im Kleinformat", wie Yume Hanusch sagte. Sie erzählte auch, wie Bartók nach Siebenbürgen zog, um authentische Tänze zu sammeln, und, dass der erste Tanz so temperamentvoll sei, dass der Tänzer der Zimmerdecke Fußtritte gebe. So aufstampfend und auftrumpfend spielten die Vier auch, wobei immer ein Instrument die Führung hatte bei den sechs Stücken. Einmal muss die Geige ganz fahl im Flageolett Geheimnisse flüstern, am Schluss geht dann aber die Post ab mit überschäumender Tanzlust.
Wenn einer mit 16 Jahren ein Klavierquartett komponiert, wird's schnell wehmütig. So auch bei dem jungen Gustav Mahler. Sein Quartettsatz a-Moll verbreitet schwerblütig-brahmsisches Weltschmerz-Pathos, dem sich das Turmalin-Quartett mit schwärmerischem Ausdruck vollblütig hingab mit breitem Bogenstrich und Klavierklangfülle.
Zum Schluss wurde es wieder tanzlustig, wenn auch mit Melancholie gesättigt. Peter Ludwig schreibt seit über 30 Jahren Tangos. Zwei davon hat er für das Turmalin-Quartett arrangiert, "Tango in E" und "Lisboa". Beide sind sehr lebendig und lassen schnell die Besucher-Beine zucken, im "Tango in E" wandert die Melodie durch alle Instrumente, "Lisboa" beginnt melancholisch, endet aber so triumphierend-temperamentvoll, dass die Zuhörer am Schluss in Bravo-Rufe ausbrechen und den anwesenden Komponisten stürmisch feiern. Das Quartett verabschiedete sich mit dem nicht tot zukriegenden "Csardas" von Vittorio Monti.