Vom Nachtlied zum Sonnenaufgang
Matinee im Künstlerhof mit Katarina Schmidt (Cello) und Thomas Schuch (Klavier)
VON RAINER W. JANKA
Kann man einen Sonntagvormittag – abgesehen von der Sonntagsmesse - schöner verbringen als bei einer Matinee im Hans-Fischer-Saal des Rosenheimer Künstlerhofes? Nein, muss die Antwort lauten, vor allem, wenn sich ein solch beglückendes Cello-Klavier-Duo präsentiert wie am letzten Sonntag. Katarina Schmidt und Thomas Schuch sind ein hervorragend aufeinander eingespieltes und eingestimmtes Paar – vielleicht auch, weil sie auch in Wirklichkeit ein Paar sind. Sie atmen zusammen, sie phrasieren zusammen, sie freuen sich zusammen über kleine motivische Wendungen: Ihnen zuzuhören und zuzusehen war einfach ein Genuss.
Die Cellistin Katarina Schmidt erläuterte mit wenigen wohlformulierten Sätzen das Programm mit dem Titel „Im Zwist mit dem Mond“. Die Sonate in d-Moll von Claude Debussy interpretierte sie als ein nächtliches Ständchen von Pierrot an den Mond, der sich natürlich nicht darum schert, was Pierrot zu einem wilden Freiheitslied bewegt. Wie aus einem Guss wirkte die Gestaltung dieser Sonate, intensiv, persuasiv und anspringend.
Als „Sonnenaufgang des Cellos“ titulierte Katarina Schmid die C-Dur-Sonate von Ludwig van Beethoven. Das Duo spielte hier mit lebendigem Ausdruck, freier Phrasierung, spannungsvoller Intensität und reinem Wohlklang. Vor allem aber reizte es die emotionalen Kontraste deutlich aus: Wilde Ausbrüche wechseln sich ab mit selbstvergessenem Singen, sich steil aufbäumende Themen mit seelentief-versonnener Reflexion. Bei Thomas Schuch konnte man die sehr variable und farbige Anschlagskunst bewundern.
„Diese Sonate sprudelt vor Freude und Spaß“, sagte Katarina Schmidt über die D-Dur-Sonate von Felix Mendelssohn Bartholdy, also eine reine Mittagsmusik. Auch hier erfreute Thomas Schuch mit romantisch rauschenden Arpeggien und exzellentem Klangsinn, Katarina Schmidt mit blühendem Lyrismus und großer Gesangslinie. Beide stürzten sich mit vehementer Lust in diese komponierte überschäumende Daseinsfreude, wirbelten heiter und graziös durch das Allegretto scherzando und endeten nach einem wahren Temperaments-Sturmlauf in geradezu dionysischer Ausgelassenheit.
Den dadurch aufbrandenden Applaus besänftigen Beide mit dem schwärmerischen „Après un reve“ von Gabriel Fauré: Es war nun endgültig sonnenheller Mittag geworden.