- Ein farbenprächtiges Mosaik: Die neue CD von und mit Heidi Ilgenfritz-
"Hackbrett-Mosaik" nennt sich die neue CD von und mit Heidi Ilgenfritz. Kein Sammelsurium war geplant; die bunten Steinchen sollten in sich ein schlüssiges Ganzes ergeben. Das entstandene Bild möchte mit Kontrasten überraschen, es verdeutlicht aber auch Bezüge und Entsprechungen. Heidi Ilgenfritz versuchte nach eigenen Worten eine möglichst farbenprächtige CD zu gestalten, mit "Hackbrettmusik aus verschiedenen Epochen, vom späten Barock bis hin zu Komponisten unserer Zeit, originale Hackbrettmusik und Transkriptionen in unterschiedlichsten Besetzungen".
Als musikantische Kerntruppe präsentiert sich das bestens bekannte "Chiemgauer Saitenensemble" mit Heidi Ilgenfritz (Hackbrett), Sabine Werner (Blockflöte), Brigitte Buckl (Gitarre, Akkordeon) und Heidi Martl (Kontrabaß).
Dazu gesellen sich, um die Klangfarbenvielfalt zu steigern, Cathy Pappenberger (Klavier, Cembalo, Orgel), Renate Watzlowik (Viola da gamba) und Andrea Stöger (Harfe).
Anmutige, wie Sekt perlende Instrumentalstücke aus dem Italien und Spanien des 18. Jahrhunderts, pittoreske Volksmusik aus dem Böhmerwald und sogar ein "Csárdás" aus dem späten 19. Jahrhundert werden mit durchaus ebenso anmutigen und inspirierten Werken aus unserer Zeit kombiniert. Es entstehen keine Stilbrüche, auch wenn diese heutige Klangsinnlichkeit und Klangschönheit mit anderen Mitteln als im Rokoko realisiert wird.
Der in Brannenburg lebende Komponist Roland Leistner-Mayer hat sich den berühmten Choral "Lobe den Herren" als Thema für sieben feingesponnene, leise Töne bevorzugende Variationen vorgenommen. Der Titel "Psalter und Harfe wacht auf" benennt genau die beiden ausführenden Instrumente, denn hinter dem alten Begriff Psalter verbirgt sich letztlich das Hackbrett.
Besonders ergreifend wirken die fünf "Pastoralen" des vor kurzem bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Komponisten Edwin Kammerer.
Kammerer hat nicht mehr erfahren, dass seine Stücke für eine CD eingespielt würden. Der vielseitige Musiker hatte sich nach langem Wirken in Dänemark wieder in seine Heimat zurückgezogen und lebte die letzten Jahre im Chiemgau. Seine "Pastoralen" zeugen von der intimen Vertrautheit des Komponisten mit dem Hackbrett und offenbaren zudem den erlesenen Geschmack des Künstlers. Auch wenn diese zarten Stücke programmatisch auf Weihnachten zugeschnitten sind, kann man sie natürlich jederzeit genießen. Ersetzt man im Titel die "Hirten" durch "Schäfer" (das lateinische Wort Pastor meint ja beides!), so wird aus der Weihnachtsmusik unweigerlich ein Sommeridyll. An der aparten und phantasievollen Melodik wird man immer seine helle Freude haben.
Walther Prokop