TKV Südostbayern Rosenheim
"Matinee im Künstlerhof" Rosenheim am 8. Februar 2015

Explosiver Optimismus
oder
Musikalische Maskenspiele
VON RAINER W. JANKA
Auch vom wilden Schneetreiben ließen sich die zahlreichen Zuhörer nicht abhalten: Gut gefüllt war die Sonntags-Matinée des Tonkünstlerverbandes Südostbayerns im Rosenheimer Künstlerhof. Es spielte das "Duo Vivendi", nämlich die in Rosenheim lehrende und bekannte Olga Bolocan-Töppel am Klavier und die Geigerin Ilona Cudek, Konzertmeisterin bei den Münchner Philharmonikern und Geigerin mit langer Kammermusik-Erfahrung.
"Ein Maskenball" war das Motto, das also heitere, nicht ganz so ernste Musik versprach. Am meisten traf dies auf den programmatischen Mittelpunkt zu, sechs kleine violinistische Meisterstücke von Fritz Kreisler, der hier in viele Masken schlüpft und arabisch und chinesisch gefärbte Musik, einen Wiener Marsch sowie einen spanischen Tanz sowie die berühmte irisch-gefühlvolle "Londonderry Air" bietet. Fritz Kreisler betrieb ja gerne Camouflage, tat so, als habe er alte Musik entdeckt, die er aber selber komponiert hatte. Ilona Cudek präsentierte diese Stücke mit Eleganz und Esprit und der notwendigen darstellerischen Lust und platzierte die Schluchzer dahin, wohin sie gehörten.
Die zwei Sätze aus der dreisätzigen Violinsonate von Maurice Ravel demonstrierten dessen damalige Begeisterung für den Jazz. Auch hier herrscht, wenn man will, das Maskenspiel: Ravel behandelt die Violine im "Blues" genannten Mittelsatz als Saxofon und als Banjo, von Ilona Cudek mit Temperament und Verve und ansteckender Lust am Perkussiven vorgeführt, wobei sie nicht vergaß, das schmelzende Sentiment als Bestandteil des Blues zu zeigen. Das anschließende "Perpetuum mobile" war dann reiner Rhythmus und reine Bewegung, von Olga Bolocan-Töppel am Klavier mit Rasanz assistiert. Viele Bravo-Rufe belohnten beide Künstlerinnen für ihr mitreißendes Spiel. Der Geigenton von Ilona Cudek wurde dann glühend-sinnlich in zwei Stücken aus "Histoire de Tango" von Astor Piazolla, ihre Interpretation war lebenssprühend und melancholisch zugleich.
Umrahmt wurde das Programm aber von zwei "ernsten" Stücken: Den Kopfsatz von Beethovens "Frühlingssonate" spielte Ilona Cudek in gelassen leuchtender Schönheit, spitzte die melodische Entwicklung auf die Spitzentöne zu, die dann auch wie Sterne herausblitzten. Das Klavier antwortete deutlich-markant mit der Gegenbewegung nach unten und es entwickelte sich ein lebendig-quellendes Leben im Gegen- und Mitspiel in völlig ebenbürtiger Partnerschaft. Schon dafür ernteten beide die ersten Bravo-Rufe. Olga Bolocan-Töppel kündigte das Schlussstück an mit der Bemerkung, es enthalte "explosiven Optimismus" - und so herrlich explosiv-optimistisch spielten beide auch dies berühmte und beliebte Stück, die Geige glitzerte nun und das Klavier klang volltönend.
Künstler Beide Künstlerinnen "mussten" noch zwei Zugaben geben: In der "Lerche" von Grigora? Dinicu brachte die Geigerin ihr Instrument zum Zwitschern und Tirilieren und der abschließende kleine Tango betonte nochmal ausdrücklich das "Maskenball"-Motto.

2015 02 08 duo vivendi 400
FOTO (JANKA): Olga Bolocan-Töppel (am Klavier) und Ilona Cudek bilden das "Duo Vivendi".