Porträts verdienter Mitglieder und Persönlichkeiten
Hans Melchior Brugk
ein bayerischer Klassiker
Hans Melchior Burgk Die Giganten unter den musikalischen Jubilaren des Jahres 2009 heißen Georg Friedrich Händel, Joseph Haydn und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Doch sollten wir in dieser Region uns auch auf Hans Melchior Brugk besinnen, der es als überregional bedeutender Komponist ohne Zweifel in die Liga der bayerischen Klassiker geschafft hat!
Geboren in München, aufgewachsen in Wasserburg und lange Zeit in Brannenburg am Inn lebend, hat Brugk seine letzte Ruhestätte auf dem Wasserburger Altstadtfriedhof in einem Ehrengrab gefunden. Viele Auszeichnungen wurden ihm zu Lebzeiten zuteil, das Bundesverdienstkreuz, der Kulturpreis der Stadt und des Landkreises Rosenheim, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wasserburg, der Friedlandpreis des Heimkehrerverbandes für sein aufrüttelndes "Deutsches Te Deum". Dieses groß angelegte Bekenntniswerk hat Brugk als Votivgabe für seine glückliche Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft komponiert. Anlässlich des Eucharistischen Weltkongresses in München schrieb Brugk eine ebenso schlichte wie kunstvolle Bläsermesse. Kardinal Wendel fand seinerzeit die enthusiastischen Worte, der Komponist sei ein "zeitgenössischer Palestrina".
Hans Melchior Brugk zeigte eine glückliche Hand bei seinen melodischen Eingebungen. In Zeiten, in denen Melodie als reaktionär verpönt war, hielt er an einer von natürlichem Gesang inspirierten Melodik fest. Dass dabei keine platten Ohrwürmer zu Tage kamen, versteht sich bei dem geradezu skrupulösen Qualitätsbewußtsein Brugks von selbst. "Ich komponiere nicht viel, aber wenig!" pflegte er scherzhaft zu bemerken. Brugk war kein Vielschreiber, auch kein Drauflos-Schreiber: Inspiration und geduldigste handwerkliche Arbeit bildeten die Säulen seines Schaffens.
Im Hans-Schneider-Verlag ist eine hervorragende, sehr lesenswerte Monographie über Hans Melchior Brugk erschienen, in der die Musikwissenschaftler Dr. Franzpeter Messmer und Prof. Günther Weiß in verständlicher Sprache Wesentliches über die Musik des bayerischen Komponisten zum Ausdruck bringen.
Die Mutter Brugks war Hutmacherin, der Vater Lokomotivführer. Auch der Sohn blieb immer dem Elementaren, Kreatürlichen verbunden; nie ist er "abgehoben", weder als der liebenswürdige, herzlich geliebte Kunsterzieher am Rosenheimer Ignaz-Günther-Gymnasium, noch danach als Dozent am Münchener Richard-Strauß-Konservatorium und natürlich auch nicht als phantasievoller, schaffender Künstler.
Was bleibt? Eine wunderbar gesangliche, innige Chormusik, weltlich wie geistlich; rasant übermütige Bläser-Divertimenti, frische Kammermusik von großer Gefühlstiefe, Kirchenmusik voll Ernst und auch Charme, und die Krönung seines Lebenswerks, das großartige und virtuos mitreißende Klavierkonzert in Es-Dur.
Franzpeter Messmer schreibt: "Brugk komponiert eine Musik, welche spontane Direktheit mit einem kunstvollen Bau verbindet und den Hörern eine befreiende geistige Welt erfahrbar werden lässt. Dies ist das kompositorische Ethos von Hans Melchior Brugk."
Walther Prokop
Christoph Busching
BERUFUNG UND LEIDENSCHAFT
Christoph Busching Partnerschaft in der Musik war sein Ideal: Wenigstens vierhändiges Klavierspiel sollte mithelfen, die "Einsamkeit des Pianisten" zu überwinden. So forschte Christoph Busching unermüdlich nach entsprechender Literatur und brachte eine unübersehbare Sammlung vierhändiger Klaviernoten in seinen Besitz. Zusätzlich animierte er Kollegen zu eigenen Werken, komponierte selbst reizvolle, attraktive Stücke in allen Schwierigkeitsgraden und Besetzungen. Zu seinem Oeuvre zählen ebenso der launige "Avocado Rag" wie auch die gewichtigen Lieder nach Gedichten von Gottfried Benn. Er selbst sah seine großen Vorbilder in Dvorak, Brahms und Schumann. Schon als Student bekam er einen 2. Preis im Kompositionswettbewerb des Landesstudio Salzburg für Neue Musik.
Schon in frühen Jahren wusste Christoph Busching, dass die Musik seine Berufung war. Nach dem Abitur studierte er am Salzburger Mozarteum bei den Professoren Gerhard Wimberger (Dirgieren), Helmut Eder (Komposition), Erika Frieser und Norman Shetler (Klavier). 1985 erhielt er sein Konzertdiplom.
Christoph Busching wollte sich nie als Musiker mit einem Dasein im Elfenbeinturm zufriedengeben. Die Notwendigkeit, das geliebte Instrument auch unterrichten zu müssen, gab seiner Kreativität erst die richtige Stoßkraft: Der leidenschaftliche Pädagoge entwickelte Konzepte, die in gewichtigen Veröffentlichungen ihren Niederschlag fanden. Im Bosse-Verlag erschienen "Prima vista" und "Hand- und Fußbuch des Klavierunterrichts". Und in Seminaren an Musikschulen warb er zusammen mit seiner Duo-Partnerin Svetlana Flat intensiv und mit souveräner Kompetenz für die vierhändige Klaviermusik.
Sein Wohnort Ainring nahe der Grenze zu Salzburg brachte es mit sich, dass er seine Schüler sowohl im Bayerischen, als auch im Nachbarland Österreich fand. Aktiv war er überdies als Arrangeur und Chorleiter. In Oberösterreich wurde denn vor zwei Jahren seine "Missa brevis" op.19 uraufgeführt. Einige Jahre war er Vorsitzender des Tonkünstlerverbands Südost-Bayern, dessen Konzerte er mit seinen Kompositionen und seinem Klavierspiel bereicherte. Zuletzt erlebten ihn seine Rosenheimer Kollegen zusammen mit Chenny Gan am Klavier mit vierhändigen Tänzen des amerikanischen Komponisten Samuel Barber.
Dass Christoph Busching lange Jahre der Musiker und Hauskomponist der Freilassinger Kabarettgruppe "Bleck Leit" war, vervollständigt das facettenreiche Bild dieser Künstlerpersönlichkeit.
Christoph Busching war völlig unerwartet am 26. Januar dieses Jahres im Alter von 56 Jahren gestorben.
Walther Prokop